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InkA Wetterau gGmbH

Und er hat es doch geschafft!


Sam beweist es den Zweiflern

Übergang auf den Arbeitsmarkt geglückt – erneuter Erfolg für InkA Wetterau und das abBi-Team.


Es war ein ganz besonderer Moment für den 22-jährigen Sam – er unterzeichnete seinen ersten „richtigen“ Arbeitsvertrag für eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Und die Freude darüber war ihm deutlich anzusehen.


Was zunächst wie ein alltäglicher Vorgang erscheint und an sich keine Meldung wert ist, ist bisher allerdings immer noch eine Seltenheit. Denn Sam, geboren mit dem Down-Syndrom, gilt als geistig behindert. Fast ausnahmslos werden diese jungen Erwachsenen nach der Schulzeit in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen (WfbM) qualifiziert und anschließend in den Arbeitsbereichen der WfbM beschäftigt. Auch Sam wurde dieser Weg nahegelegt. Doch Sam wollte auf gar keinen Fall in eine WfbM wechseln. Stattdessen wollte er dort arbeiten, wo andere Menschen auch arbeiten – auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Doch viel zu häufig gibt es für junge Menschen wie Sam im Grunde keine Alternative zur beruflichen Bildung in einer WfbM.


„Dass Sam nach der Schulzeit nicht in eine WfbM gewechselt ist und jetzt sogar einen Arbeitsplatz auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt gefunden hat, verdanken wir dem Engagement und der langjährigen Unterstützung von InkA Wetterau“, ist Sams Mutter überzeugt. Sie hatte noch während Sams Schulzeit Kontakt zu dem unabhängigen Beratungs- und Unterstützungsdienst InkA Wetterau aufgenommen, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, junge Menschen mit Behinderungen auf ihrem Weg von der Schule in das Berufsleben zu beraten und zu unterstützen.


An das erste Gespräch mit Sam und seiner Familie im Herbst 2018 erinnert sich Jochen Rolle, Geschäftsführer der InkA Wetterau noch sehr gut: „Sam sprach kaum, zeigte wenig Gefühlsregung und wirkte insgesamt sehr unsicher, fast schon teilnahmslos. Doch das änderte sich bereits während seines ersten Langzeitpraktikums in einer Altenpflegeeinrichtung, das wir von InkA für ihn organisiert hatten. Die positiven Erfahrungen im Betrieb, das Arbeiten im Team mit „normalen“ Kollegen und die Wertschätzung, die Sam entgegen gebracht wurde – all dies hat seinem Selbstbewusstsein erkennbar gut getan. Er traute sich zunehmend mehr zu, beteiligte sich an Gesprächen und begann, seine Vorstellungen von Arbeit zum Ausdruck zu bringen. Letztlich haben diese Erfahrungen Sam aber auch in seinem Wunsch bestärkt, einmal einer ganz normalen Beschäftigung nachzugehen“, erzählt Rolle.
Nach weiteren Langzeitpraktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt verließ Sam im Juli 2020 die Schule mit einer sog. Werkstattberechtigung, dem Zugang zur beruflichen Bildung in einer WfbM. Doch statt seine berufliche Bildung bei einem Werkstattträger zu absolvieren, entschied sich Sam gemeinsam mit seinen Eltern für die alternative berufliche Bildung (abBi),  die im Herbst 2020 als festes Angebot in der Wetterau neu etabliert wurde. „Eine Entscheidung, die in Sams Umfeld nicht immer auf Verständnis stieß“, erinnert sich Sams Mutter. „Man traute ihm eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt aufgrund seines Unterstützungsbedarfes perspektivisch einfach nicht zu.“


Doch das abBi-Team nahm die Herausforderung an und unterstützte Sam in den folgenden 27 Monaten dabei, fit für den Arbeitsmarkt zu werden. Neben beruflicher Orientierung und Qualifizierung wurde Sam in seinen Fähigkeiten und Kompetenzen gestärkt und ihm gleichzeitig alles beigebracht, was für eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt wichtig ist. Neben ganz grundsätzlichen Themen, wie z.B. Umgang mit Kollegen, Handy am Arbeitsplatz, Beantragung von Urlaub oder Verhalten bei Krankheit, wurde Sam vor allem durch individuell und passgenau auf ihn abgestimmte Hilfestellungen während seiner Praktika intensiv begleitet, unterstützt und gefördert. Genaues Abzählen, der richtige Umgang mit Küchenutensilien, das Arbeiten mit einer Uhr waren einige dieser vielen ganz individuellen Hilfestellungen. Außerdem – und darauf ist Sam besonders stolz – hat er während der abBi-Zeit das Lesen und Schreiben von Wörtern und kurzen Sätzen erlernt. Eine Kompetenz, die für den allgemeinen Arbeitsmarkt zwar nicht zwingend erforderlich ist, aber durchaus hilfreich sein kann.


Im Dezember 2022 endete abBi für die ersten Absolventen, darunter auch für Sam. Doch während drei Teilnehmer unmittelbar in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis wechseln konnten, ließ sich die angedachte Anschlussperspektive für Sam nicht sofort realisieren. „Sam absolvierte seine Qualifizierungsphase in der Küche einer Altenpflegeeinrichtung und obwohl es bereits erste positive Signale für eine spätere Übernahme gab, führten die Folgen langfristiger personeller Ausfälle schließlich dazu, dass Sam nach der abBi-Zeit nicht in ein Beschäftigungsverhältnis übernommen werden konnte“, erzählt Rolle. abBi erhöhe zwar die Chance für eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt, eine Garantie, dass es am Ende klappt, gebe es jedoch nicht. Wichtig sei es dann, Perspektiven zu entwickeln, damit die jungen Leute ihre Tagesstruktur und ihre bisher erworbenen Kompetenzen nicht verlieren und diese weiter festigen können. Deshalb organisierte das InkA-Team für Sam zunächst freiwillige Praktika auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt im Bereich Küche und motivierte Sams Familie, weiter intensiv an seiner Mobilität zu arbeiten. Über diese Praktika lernte Sam auch seinen jetzigen Arbeitgeber, die proLiLo Gastrowelt gGmbH, kennen. Sam konnte die Mitarbeiter während dieser Zeit von seinen Kompetenzen überzeugen. „Sam arbeitet zuverlässig und motiviert. Er passt gut in unser Team und arbeitet auf Augenhöhe mit seinen Kolleginnen“, so das positive Feedback seines Arbeitgebers. An seinem Arbeitsplatz in der Ausgabeküche einer Mittelstufenschule kümmert Sam sich nun gemeinsam mit seinen Kolleginnen um das leibliche Wohl von Schülerinnen und Schülern. Inzwischen ist Sam auch in der Lage, den täglichen Weg zwischen Wohnort und Arbeitsplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurückzulegen. Die Grundlagen dafür hatte seinerzeit bereits das abBi-Team gelegt, durch die Unterstützung seiner Familie konnte Sam diese nun weiter ausbauen.


Das InkA Team freut sich, dass auch für Sam nun der Wunsch nach einer ganz „normalen“ Beschäftigung in Erfüllung gegangen ist. „Mit Sam konnten wir alle vier Absolventen der alternativen beruflichen Bildung in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis vermitteln – ein Ergebnis, das uns unglaublich stolz macht und gleichzeitig auch zeigt, dass eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt für Menschen mit geistiger Behinderung kein unerfüllter Traum bleiben muss“, so Rolle. „Doch damit inklusive Arbeit gelingen kann, braucht es eine kontinuierliche, langfristige und individuelle Beratung und Unterstützung“, ist Rolle überzeugt. Deshalb unterstützt InkA Wetterau Sam und seine Familie selbstverständlich auch weiterhin als fester Ansprechpartner.

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